Deutschland (1924)

Regie: Fritz Lang 

Musik: Gottfried Huppertz (Einrichtung/Neuinstrumentierung von Frank Strobel und Marco Jovic, 2010)

Lang selbst erklärte zum Stilprinzip seiner NIBELUNGEN: 'Es handelte sich um das geistige Heiligtum einer Nation. Es mußte mir also darauf ankommen, in einer Form, die das Heilig-Geistige nicht banalisierte, mit den NIBELUNGEN einen Film zu schaffen, der dem Volke gehören sollte und nicht, wie die 'Edda' oder das mittelhochdeutsche Heldenlied, einer im Verhältnis ganz geringen Anzahl bevorzugter und kultivierter Gehirne. Damit war die Bedingung gestellt, den NIBELUNGEN-Film mit unerbittlicher Strenge von dem Schema der üblichen Kostümfilme loszulösen und ihn auf eine Basis zu stellen, die jenseits des Ausstattungsfilms und des Sensationsfilms stehend, dennoch etwas vom Prunk des ersten und vom hinreißenden Atem des zweiten hatte.'

MUSIK: Gottfried Huppertz’ NIBELUNGEN-Musik zählt zu den großen, stilbildenden Werken der frühen Filmmusik. Mit seiner ersten Filmmusik hatte er sogleich eine große Herausforderung zu meistern: fast fünf Stunden Musik für sinfonisches Orchester. Huppertz hatte zunächst gezögert, den Auftrag anzunehmen, da er befürchtete, dass seine Musik nie unabhängig von Richard Wagner wahrgenommen würde, während die Aufgabenstellung – wie auch die Erwartung von Fritz Lang – eine ganz andere war: nämlich eine Musik zu schreiben, die primär den Anforderungen des Mediums Film entspricht und die musikalisch das Konzept fortführt, nach dem Thea von Harbou und Fritz Lang den großen Stoff aufbereitet und filmisch umgesetzt haben.

Der Erfolg gab dem Trio recht. Gottfried Huppertz schrieb eine Musik, die sich nur entfernt an Richard Wagner anlehnt und die vor allem einen Klangraum schafft, der die Wucht der Geschichte suggestiv vergrößert. Huppertz’  NIBELUNGEN-Musik wirkt wie ein dreidimensionaler Rahmen, in dem der Film sehr präzise in Hinblick auf Tempo und Bewegung abläuft und in dem sich die stark ornamentalisierte  Choreographie eindrucksvoll entfalten kann. Mit einem relativ kleinen Vorrat von Themen leuchtet die Musik den Raum aus, sie macht ihn größer und kleiner, produziert Präsenz und Zeitlosigkeit und gibt der Geschichte zugleich etwas Statisches und Fatalistisches. Dabei bedient sich Huppertz zwar der Leitmotivtechnik für Figuren, Handlungen und Symbole, doch er geht mit diesen Motiven anders um als Strauss oder Wagner mit ihrem transzendierenden Fortspinnungsprinzip.

Die gesamte Musik wurde in ein, unter filmmusikwissenschaftlichen Gesichtspunkten, neu ediertes Aufführungsmaterial überführt. Dieses liegt nun synchroneingerichtet auf die restaurierte Bildfassung, für eine sinfonische Orchesterbesetzung vor und ermöglicht mit über zweitausend Synchron- und genauesten Tempo- und Metronomangaben eine historisch gerechte Aufführungspraxis des Werkes.

INHALT: Siegfrieds Tod (Teil 1)

Jung-Siegfried, von Mime in der Schmiedekunst unterwiesen, bricht nach Worms auf, um der schönen Kriemhild zu huldigen. Im tiefen Wald tötet er den Drachen, dessen Blut ihn bis auf eine blattgroße Stelle am Rücken unverwundbar macht, und gewinnt im Kampf mit Alberich, dem Wächter des Nibelungenhortes, Tarnkappe und Hort, den der überwundene Alberich jedoch verflucht. König Gunther gewährt Siegfried seine Schwester Kriemhild, verlangt aber, dass Siegfried ihm helfe, die nordische Königin Brunhild zu freien. Siegfried bezwingt sie, unsichtbar, im Wettkampf und in der Brautnacht für Gunther. Davon erfährt sie durch Kriemhilds unbedachte Rede und stachelt Gunther zum Mord an, den Hagen auf der Jagd im Odenwald an Siegfried hinterrücks begeht. Brunhild tötet sich an der Bahre des Gelibt-Gehassten, Kriemhild schwört den Burgundern Rache.

INHALT: Kriemhilds Rache (Teil 2)

Kriemhild folgt der Werbung des Hunnenkönigs Etzel. Jahre später kann sie Gunther und dessen Gefolgschaft an Etzels Hof locken, wo sie ein blutiges Gemetzel anstiftet, das nur Gunther und Hagen überleben. Den gefesselten Tronje sticht Kriemhild selbst nieder, als er nicht sagen will, wo er den Nibelungenhort versenkte; Gunther lässt die Tobende von Waffenmeister Hildebrandt, einem den Hunnen verbündeten Goten, töten. König Etzel schreitet, die Leiche seiner Frau auf den Armen, in die Halle der Burgunden, die brennend zusammenbricht.

Dieses epochale Film- und Musikwerk wurde in Zusammenarbeit zwischen der Friedrich Wilhelm-Murnau-Stiftung, ZDF/ARTE und der Europäischen FilmPhilharmonie für große Orchesteraufführungen neu bearbeitet. Weltweit fand eine umfassende Recherche aller verfügbaren Filmmaterialien statt, deren Ergebnis eine brillante, original eingetönte Vorführkopie in 35-mm ist. 

 

BESETZUNG:1+1/Pic.1+1/EHr.1+1/BKl.2 - 4.2.3.1 – Pk.3Schlzg.Hfe.Klav - Streicher

 

Das Projekt wird durchgeführt und betreut durch die EUROPÄISCHE FILMPHILHARMONIE.

Ansprechpartnerin: Beate Warkentien

Tel: 030-27890194 

E-Mail: warkentien@filmphilharmonie.de